Echtdampf-Nachbau der “Molly Aida” im Maßstab 1:32

Ein Baubericht von Werner Schmidl.

Das Original stammt aus dem Film „Fitzcarraldo“ von Werner Herzog. Das ist ein Amazonas-Kautschukdampfer der Jahrhundertwende 19./20. Mit einem tollen Mix aus Frachtschiff, Passagierschiff und leichter Segelunterstützung. Die Geschichte des Films ist natürlich das Highlight und für Cineasten und Schiffsfreunde gleichermaßen absolut empfehlenswert.

Entsprechend der fiktionalen Vorlage habe ich mich dem Nachbau eher konzeptionell genähert und den optischen Eindruck aus den Filmbildern nachgeahmt, als ein technisches „Scale“ Modell zu bauen. Wichtig war mir auch den deutlichen Betriebszustand des Filmschiffes darzustellen, ohne eine künstliche Alterung zu versuchen. Hier ist Echtdampf sehr dankbar, weil schmutzig wird es ohnehin. Als Rumpf habe ich die Glasgow von Graupner verwendet. Sie hat die ungefähre Länge und Breite. Als Maschine dient die D48 von Wilesco in Längseinbau (Aggregatsachse). Als Propeller wird eine 3-flügelige Messingausführung mit 60 mm verwendet, die auf ca. 48 mm gekürzt und neu aufpoliert wurde. Beschlagteile stammen aus einem 1:32 Satz eines Schleppers von Krick. Alle gekauften Bauteile stammen aus ibäh Kleinanzeigen und waren einigermaßen erschwinglich. So ein Projekt liegt schnell bei 0,5 k€.

Die Dampfmaschine musste deutlich optimiert werden, der 90° Kurbelwellenversatz war total verstellt. Dies liegt an den Messingkurbelscheiben, deren Gewinde auf der Stahlachse schnell leidet. Habe eine Kurbelscheibe aus Stahl angefertigt. Die Lötstelle für die Kondensatleitung an der Umsteuerung war abgebrochen. Das ist nicht einfach nachzulöten. Einen Öler habe ich abgebrochen. Also insgesamt war schon Restauration und Optimierung nötig. Für ein nächstes Projekt würde ich lieber auf eine Maschine von Saito oder Regner setzen. Dies verschieb das Budget natürlich deutlich.

Als Antriebstrang wurde ein 6 mm Stevenrohr eingebaut mit Stahlendkappen als Gleitlager und einer 4 mm Stahlachse. Meine fehlenden Drehkenntnisse and der Bank haben hier zu einem enormen Zeitblock geführt bis alles ohne Wucht war und einigermaßen leicht läuft. Der ganze Energiewandlungsweg von 20 g Gas in der Kartusche bis zum Propeller ist sehr verlustreich und alle Schritte sind zu optimieren. Z.B. Brennerrohr justieren; Dampfleitungen isolieren; Grundplatte des Aggregates verstärken; Zahnräder mit Spiel einstellen; Kardan verlustarm ausrichten; Welle leicht lagern; Propeller anpassen und Polieren. Alles zusammen bringt den gewünschten Dreherfolg der Dampfmaschine und eine gute Energieausbeutung mit ca. 20-25 Minuten Fahrzeit. Mich würde der Unterschied zu einer Raddampfversion der Glasgow mit D48 sehr interessieren! Falls jemand Angaben zu Geschwindigkeit hat wäre ich dankbar. Toll wäre ein direkter Fahrvergleich.

Der Rest war einfach schöne Modellbauarbeit mit einer tollen Lernkurve. Mein letztes Modell (und erstes) war die Faiplay V von Hegi, die ich vor 40 Jahren zusammen mit meinem Vater gebaut habe. Die gibt es auch noch und ich werde sie bald restaurieren (Kielstevenansatz undicht).  

Borkum – D49 Anpassungen Brennrohr

Da das Brennrohr von der D48 Dampfmaschine für einen liegenden Kessel hergestellt wurde, war es für den Stehenden Kessel der D49 etwas zu lang. Das hatte zur Folge, dass hinten und vorne kleine Flammen austreten konnten, wenn man das Gas am Tank weit aufgedreht hat.
Daher habe ich zwei kleine Aluplatten rund gerollt und über die Enden des Brennrohres geschoben, so dass nun einige Gasaustritt-Löcher verschlossen sind.
Das funktioniert hervorragend und es besteht keine Gefahr mehr, dass Flammen in Richtung Gastank lodern.
Außerdem habe ich rechts und links noch zwei zusätzliche Löcher in die Kesselhalterung bzw. den Brennraum gebohrt, damit man das Feuer besser entzünden kann und sieht ob es noch noch brennt.

Wilesco D49 Dampfmaschinen-Tuning

Vor kurzem hatte ich das Glück eine D48 & D49-Dampfmaschine im Doppelpack erstehen zu können.
Im Gegensatz zur D48 hat die D49 einen stehenden Kessel und ist in wunderschönem Messing ausgeführt.
Allerdings wird diese Maschine mit Trockenbrennstoff betrieben und in den einschlägigen Foren hatte ich gelesen, dass aus diesem Grund die Leistung etwas zu wünschen übrig lässt.
Was lag also näher als das Brennrohr und den Gastank aus der D48 in die D49 einzubauen?!
Das Ergebnis ist beeindrucken! Die Maschine läuft gasbetrieben wirklich super.
Für den Probeaufbau habe ich als Kondensator eine Bierdose verwendet. 🙂

Kleine Kostprobe
Test D49 Kessel mit D48 Aggregat

Die heiße Luft muss raus!

Da die Dampfmaschine an manchen Stellen bis zu 170°C heiß wird (Siehe auch Artikel Wärmebild-Kamera), habe ich schon in dieser Bauphase Maßnahmen getroffen um Frischluft in und Warmluft aus dem Schiffsrumpf zu bekommen.
Drei PC-Lüfter blasen frische Luft in den Rumpf des Schleppers. Im vorderen Teil des Rumpfes ist unter anderem der Kondenser untergebracht. Da das Kondenswasser vom Abdampf immer noch sehr heiß ist habe ich hinter dem Tank noch ein Blech angebracht das die Hitze von der Rumpfwand abschirmt. Außerdem habe ich einen zusätzlichen Ausschnitt in das Deck gemacht damit man den Tank entnehmen und entleeren kann.
Anstelle des Holzdecks kommt während der Fahrt ein braun lackiertes Lochblech aus Aluminium, unter dem ein PC-Lüfter sitzt, zum Einsatz.
Die anderen beiden PC-Lüfter sitzen hinter dem Kessel rechts und links im Spanten.
Dieses werden aber nicht die einzigen Maßnahmen bleiben. Auch über den Aufbau muss viel von der heißen Luft abgeführt werden können.
Aber das kommt später …


Umbau Wilesco D48 Dampfmaschine auf Piezo-Zündung


Glasgow Schnellbausatz 2126 von Graupner

Da im Rumpf der Glasgow trotz der 1010 mm Länge nur sehr wenig Platz ist und man nicht, oder nur sehr schwer, an die Lüftungslöcher kommt um den Brenner mit einem Streichholz zu zünden, habe ich einen Standard Piezo-Zünder eingebaut.

Solch einen Zünder bekommt man auf Ebay oder im Camping-Fachhandel. Kosten ca. 8,-Euro.

Die Lösung funktioniert super !

Die Sonde wurde so am Brenner ausgerichtet, dass diese seitlich in der Mitte sitzt.
Das Gehäuse der Dampfmaschine wird an den Masse-Anschluss des Zünders angeschlossen, damit der Funke auf das Brenn-Rohr überspringt.

Der Dampfantrieb

Wilesco D48 (Graupner 2170)

Für den Dampfantrieb kommt eine 2 Zylinder-Schiffsdampfmaschine von Wilesco zum Einsatz. Diese Dampfmaschine passt in verschiedene RC-Modelle, so auch in den Seitenrad-Dampfer „Glasgow“ von der Firma Graupner.
Dampfmaschine und Schnell-Bausatz sind nicht mehr in den Hersteller-Sortimenten vorhanden, aber man bekommt sie ab und zu auf Ebay oder Ebaykleinanzeigen.

Die Graupner 2170 basiert auf der Wilesco D48 hat aber ein anderes Antriebszahnrad und die Dampf-Anschlüsse am Aggregat sind auf der anderen Seite. Außerdem werden bei der Graupner-Version anders gebogene Rohleitungen mitgeliefert.
Wenn man die Original D48 verwendet muss man also ein wenig basteln 🙂

Für den Antrieb in der „Glasgow“ wird noch das große Zwischenzahnrad-Set mit Welle (Graupner 1048) benötigt.

Quelle: https://www.stefans-oldsmoky.com

Original Wilesco D48
Bedienungsanleitung